Naturgartenprämierung: Gold-Auszeichnung für Wolfsburgerinnen
Im Rahmen des Projektes "Tausende Gärten - Tausende Arten", welches auf sechs Jahre angelegt ist und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert wird, wurden auch die Balkone von den Wolfsburgerinnen Tanja Wagenländer und Birgit Neubohn prämiert - mit Gold!
Weitere Informationen zum Projekt "Tausende Gärten - Tausende Arten" findest Du unter folgendem Link: https://www.tausende-gaerten.de/so-gehts/naturgartenpraemierung/
Wir sprachen mit beiden Damen und wollten mehr über das Projekt wissen. Hier sind Ihre Geschichten dazu:
[Tanja Wagenländer]
Seit vielen Jahren gestalte ich meinen Balkon insektenfreundlich, bestehend überwiegend aus Wildpflanzen. Die Wildsamen sind selbst gesammelt, ausgesät und samen sich selbst wieder aus.
Hier einige Pflanzen, die sich leicht als Samen sammeln und mit guten Erfolgschancen aussäen lassen:
Natternkopf, Storchenschnabel, Fenchel, Wilde Möhre, Mohn, Skabiose, Leinkraut, Scharfgabe, Hornklee, Distel und Weidenröschen.
Oder direkt aus einer guten Gärtnerei, die aus eigener Produktion und regionalem Anbau Pflanzen anbieten (z.B. Bechtel in Heiligendorf): Minze, Thymian, Eisenkraut, Dost, Basilikum, Scharfer Mauerpfeffer und Ehrenpreis.
Die Idee, den Balkon prämieren zu lassen, kam von Birgit Neubohn, die zu Besuch kam und begeistert war. Auch sie ließ ihren Balkon prämieren. Jeder kann mitmachen, ob Balkon, Garten, Firmengelände oder Gärtnerei. Es kommt jemand zur Beurteilung vorbei, schaut sich alles genau an und erklärt, wenn etwas besonders gut oder nicht so gut ist. Es sollten überwiegend wilde heimische Arten sein. Zusätzlich punkten kann man mit Nisthilfen für Insekten und Vögel, Dachbegrünungen und wenn man die verblühte Pflanzenpracht bis ins Frühjahr bestehen lässt, so dass überwinternde Arten überleben können.
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[Birgit Neubohn]
Auf meinem Balkon wuchsen schon immer Tomaten und anderes Gemüse, Kräuter und sogenannte insektenfreundliche Sommerblumen. Ich habe einen Nistkasten und fast ganzjährige Vogelfütterung. Als mir jedoch die enge Abhängigkeit zwischen heimischen Wildpflanzen und unseren Wildbienen bewusst wurde, begann ich heimische Wildstauden in Blumenkästen und großen Kübeln zu kultivieren. Nicht alles hat funktioniert, aber vieles ist gelungen und beschert mir hochinteressante Naturbeobachtungen auf dem Balkon. Mittlerweile weiß ich, dass von den Insekten, die an und von Pflanzen leben, nur 10% Blütenbesucher sind, aber die restlichen 90 % eine besonders hohe Abhängigkeit von heimischen Pflanzen haben. Mit heimischen Wildpflanzen auf dem Balkon betreibe ich also Biodiversitätsförderung im weiteren Sinne.
Was mich immer wieder besonders freut, ist die Abfolge der verschiedenen Pflanzen im Jahresverlauf: Von den ersten Frühblühern (die in einem extra Balkonkasten wachsen, da sie weniger Wasser benötigen als die Stauden) über Schlüsselblumen und Zypressen-Wolfsmilch bis hin zu Kalk-Aster und Fetthenne im Herbst freue ich mich über die Entwicklung jeder Pflanze bis hin zur Samenreife. Besagte Wolfsmilch und Schafgarbe brauchen große Töpfe, die sie alleine besiedeln, da sie sonst die Mitbewohner verdrängen. Mittlerweile schneide ich vertrocknete Blüten und Blütentriebe beherzt zurück, um weitere Blüten anzuregen, die dann aber stehenbleiben, auch über den Winter. Bei der Pfirsichblättrigen Glockenblume werden (nur anfangs) verblühte Blüten einzeln abgeknipst, was zu einer wochenlangen Blütezeit führt. Leider gibt es hier (noch) keine Wildbienen-Männchen, die in diesen Blüten übernachten, aber ich hoffe, dass sie noch kommen werden.
Für noch größere Vielfalt gibt es auch einen Sumpfbeet-Topf mit Blutweiderich und Sumpfdotterblumen.
Die Gold-Prämierung meines Balkons zeigt, dass es mir gelungen ist, mit vielfältigen Wildpflanzen und Biotop-Elementen auf kleinster Fläche Lebensraum für Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und andere Insekten zu schaffen. Leider wird das "Abstandsgrün" in meiner Umgebung noch immer zu intensiv und somit Biodiversitäts-feindlich „gepflegt“. Ich hoffe sehr, dass sich auch in Wolfsburg natur- und insektenschonende Grünpflege bald durchsetzen wird.
Ebenso wichtig sind viele weitere private Balkone und Gärten mit heimischen Pflanzen, um zu einem Mosaik aus Trittsteinen zu werden, die Überlebensraum bieten für die - durch industrialisierte Landwirtschaft und Siedlungsbau arg bedrängte - Insekten-Vielfalt.